Samstag, 18. Juni 2011

Wirtschaft – griechische Staatsanleihen

Schäubles Ideen

Herr Schäuble macht gerade einen guten Job. Zumindest als Öffentlichkeitsarbeiter – weniger als Finanzminister. Aber bei den Umfragewerten der Koalition muss man ja auch Prioritäten setzen.

Kaum wird der Widerstand in der Öffentlichkeit gegen einen zweiten milliardenschweren Rettungsschirm für Griechenland deutlich spürbar, schon hat Herr Schäuble eine glänzende Idee. Es sei, so fordert er, doch nur recht und billig, man würde die „Privatinvestoren“ doch am Rettungsschirm für die klammen Helenen beteiligen. Immerhin, so die bestechende Logik, verdienen diese Investoren ganz erklecklich an der griechischen Finanznotlage. Diese Forderung macht sich gut in der Zeitung, doch wer sind diese Privatinvestoren, die da so freiwillig sich am Rettungsschirm beteiligen sollen?

Staatsanleihen in signifikantem Umfang werden in aller Regel von Banken, Versicherungen und Pensionsfonds gehalten. Sie gelten als sicheres Investment. Von daher sind diese Papiere gerne in Portfolios von Lebensversicherungen oder Rentenversicherungen enthalten.

Am 09.06.11 berichtete die FTD, dass sich die deutschen Versicherer aus den griechischen Anleihen zurückziehen: FTD.de http://bit.ly/mn5fA3 In sofern sollten die Privatinvestoren sich in erheblichem Umfang aus diesem Investment zurückgezogen haben. Auch die Banken dürften ihre Anteile deutlich reduziert haben. Der Löwenanteil der griech. Staatsanleihen ist unter Anderem im Besitz der staatlichen Banken. So hält die EZB Anleihen im Nennwert von über 50 Mrd. EUR. In sofern wird sich der Steuerzahler wohl nicht aus der Haftung entziehen können. Entweder als Versicherter einer privaten Rentenversicherung, deren Überschussbeteiligung sinkt, oder als Steuerzahler, der die Verluste der EZB tragen muss.

Man sollte der Tatsache in die Augen schauen, de facto hat Griechenland keinen Liquiditätsengpass, Griechenland ist zahlungsunfähig. Das ist ein großer Unterschied. Wir sollten also aufhören, gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen und endlich ein Kreditereignis zulassen. Danach hat Griechenland wieder eine Chance mit sanierten Staatsfinanzen neu anzufangen.

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