Freitag, 8. Juli 2011

Abhörskandal bei „News of the world“

Quelle: Flickr.com DaveFayram
Oder der Sündenfall des Journalismus.

Seit ein paar Tagen gehen Ungeheuerlichkeiten um die Welt. Da haben so genannte Journalisten von „News of the World“ nicht nur die Handys von Politikern und Prominenten systematisch abgehört. Allein das würde eine Grenze überschreiten, die ein Journalist mit einer entsprechenden Berufsethik nicht überschreiten darf.

Die Mitarbeiter des, nennen wir das Machwerk, „Blatt“. Den Begriff Zeitung hat es sicher nicht verdient. Also, die Mitarbeiter des Blattes gingen sogar noch weiter. Sie hörten wohl auch systematisch Witwen von gefallenen Soldaten oder Angehörige von Opfern von Terroranschlägen ab. In einem Fall löschten sie wohl die Mobilbox des Handys der Eltern eines Entführungsopfers um Platz für neue Nachrichten zu schaffen. So blieben die Eltern des Opfers für einige Tage in dem Glauben, ihre Tochter lebe noch.

Kurz sie hörten Menschen wie dich und mich, denen schlimmstes Leid zugestoßen ist systematisch ab. Das ist der journalistische Sündenfall. Es gibt Dinge und Momente im Leben eines Menschen, die gehen keinen Außenstehenden etwas an. Die Grenze der Dinge die darunter fallen ist sicher bei Politikern und Prominenten enger zu ziehen, als bei „Normalsterblichen“. Das Abhören des Handys ist jedoch so ein eklatanter Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Menschen, dass darüber ein Richter zu befinden hat.

Eine um so pikantere Note erhält der Skandal, der nun schon seit Jahren vor sich hin brodelt, dadurch, dass der ehemalige Pressechef des Premierministers Cameron, der frühere Chefredakteur des Blattes Coulsen war. Er schwor Cameron bei Einstellung Stein und Bein, dass er von den illegalen Machenschaften seiner Mitarbeiter nichts wusste. Nun 4 Monate nach Einstellung musste er gehen, weil ihm nachgewiesen wurde, dass er doch informiert war. Eben jener Coulsen wurde heute verhaftet. Das bringt den Premierminister stark unter Druck.

Die Entscheidung von Murdoch junior das Blatt einzustellen ist sicher nicht das Ende des Skandals. Einerseits wollte Murdoch senior schon längere Zeit die Redaktionen von Sun und „News of the World“ verschmelzen. In sofern würde es niemand wundern, wenn in einigen Wochen die erste „Sun on Sunday“ erscheinen würde. Außerdem muss die Frage gestattet sein, ob es wirklich sein kann, dass Abhöraktionen von solchem Ausmaß ohne das Wissen der Murdochs stattfinden konnten. Immerhin wurden systematisch Polizisten bestochen um die Abhöraktionen durchführen zu können.

Weiterhin bleibt festzustellen, dass es höchst verwunderlich ist, dass Murdoch vor Jahren bereit war einige Prozesse durch die Zahlung von Scherzensgeld abzuwenden, wenn er angeblich nichts von dem Umfang der Aktivitäten wusste.

Und zu guter letzt sei die Frage erlaubt, welche Schuld die Verantwortlichen trifft, die ihre Mitarbeiter derart unter Druck setzen, dass ordentliche Journalisten auf die Idee kommen wildfremde Menschen systematisch abzuhören.

Es bleibt außerdem spannend, welche Enthüllungen noch ans Tageslicht kommen. Bei der Härte des Wettbewerbes auf dem Zeitungsmarkt in England ist es kaum vorstellbar, dass die Wettbewerber nicht die gleiche Methoden anwendeten. Es bleibt also spannend.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen