Montag, 25. Juli 2011

Terror in Oslo

By Anders Behring Breivik [Attribution],
via Wikimedia Commons
Ein Versuch das unbegreifliche begreiflich zu machen.

3 Tage sind nun ins Land gegangen, seit ein Wahnsinniger Norwegen aus seiner Unschuld gerissen hat. Norwegen war bisher bekannt für seine offene, multikulturelle Gesellschaft. Erfahrungen mit Terror und Attentaten hatte das Land kaum, in den letzten Jahrzehnten starben 2 Politiker bei Attentaten. Und nun, so scheint es, dreht aus heiterem Himmel ein Wahnsinniger durch und erschießt im Blutrausch 68 Jugendliche. Vorher zündete er eine Bombe im Regierungsviertel von Oslo und riss damit 8 Menschen in den Tod.

Norwegen befindet sich noch in der Schockstarre, doch so langsam dringen immer mehr Einzelheiten der unfassbaren Tat an die Öffentlichkeit. Das was das ganze Land so unerwartet traf war vom Täter Anders Breivik über mehr als 9 Jahre minutiös geplant.

Anders Breivik hat, so erfährt die schockierte Weltöffentlichkeit sich vor Jahren entschieden, keine Familie zu gründen und dafür auf seinen eigenen Kreuzzug zu gehen. Über Jahre studierte er wie besessen, betrieb einen eigenen Landhandel und sammelte Geld um seine Fantasien in die Tat umzusetzen.

Nebenbei führte er minutiös Buch über seine Vorbereitungen, Ideen und Wahnvorstellungen. Dieses mehr als 1500 Seiten starke Pamphlet nannte er sein Manifest. Kurz vor den Attentaten verbreitete er es per Mail. Die Ideen und Fantasien, die er darin schilderte, hatte er sich aus rechtsradikalen Foren zusammengeklaubt. Anscheinend betrachtete Anders Breivik das Töten von 76 unschuldigen Menschen als eine Art Marketing in eigener Sache. Er wollte damit wohl seinen kruden Ideen zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Derzeit sitzt Anders Breivik für 8 Wochen in Untersuchungshaft, ungewöhnlich lange für Norwegen. 4 Wochen davon muss er in Isolationshaft verbringen, da noch nicht klar ist ob er Komplizen hatte oder alleine handelte. Hierzu machte Anders Breivik unterschiedliche Aussagen.

Sollte Anders Breivik tatsächlich alleine gehandelt haben, dann war es für die norwegischen Behörden wohl tatsächlich unmöglich seine Taten zu verhindern. Auch wenn einige Meldungen Anderes vermuten lassen. So sei Anders Breivik dem Geheimdienst schon im März aufgefallen, weil er Chemikalien bei einer verdächtigen Firma in Polen bestellte. Da die Bestellung eine Wert von 10 bis 15 EUR hatte, wurde jedoch nicht weiter ermittelt. Warum auch, lebte der Täter bisher doch ein gesetzestreues unbescholtenes Leben.

Eine freie, demokratische Gesellschaft ist immer angreifbar. Letztendliche Sicherheit kann es nicht geben. Je mehr Kontrolle ausgeübt wird, desto mehr wird in die Rechte des Einzelnen eingegriffen. Außerdem steht zu befürchten, dass, immer vorausgesetzt Anders Breivik hat alleine gehandelt, es keine Möglichkeit gegeben hätte, ihn aufzuhalten.

Attentate können nur verhindert werden, wenn Informationen nach außen gelangen. Spricht der Täter mit niemandem darüber, können auch keine Informationen weiter gegeben werden. Wie soll eine solche Tat verhindert werden?

In den verschiedenen Foren und auf Kommentarseiten ist derzeit eine Diskussion im Gange, die mehr Kontrolle fordert. Da Anders Breivik wohl Mitglied einer Freimaurerloge war, schießen Verschwörungstheorien ins Kraut. Im gleichen Atemzug wird die Todesstrafe für Anders Breivik gefordert.

Ich hoffe nicht, dass Norwegen auf solche Forderungen eingeht. Weder härtere Strafen noch schärfere Kontrollen hätten diese Tat verhindern können. Die Stärke einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft zeigt sich gerade in der Krise. Verschärft Norwegen seine Gesetze, so hat Anders Breivik eines seiner Ziele erreicht. Er hat dann die Gesellschaft in seinem Sinne verändert. Diesen Erfolg hat er jedoch nicht verdient.

Die größte Strafe, die Anders Breivik treffen kann, ist, ihn als das zu behandeln, was er in meinen Augen ist. Ein größenwahnsinniger Irrer. Als solcher ist er dann nämlich krank. Für solche Individuen sieht das norwegische Recht eine Sicherungsverahrung vor, die beliebig verlängert werden kann. Sperrt ihn also ein, werft den Schlüssel weg und vergesst seine wahnsinnigen Ideen. Straft ihn und sein Pamphlet mit Missachtung, das straft ihn mehr als ihn zum Märtyrer zu machen. Das wäre der größte Misserfolg des Anders Breivik – einfach vergessen zu werden.
Fortsetzung

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