„Was
wollen die denn, der Ausstieg ist doch längstens beschlossen.“,
hört man im Vorfeld der heißen Phase des letzten Castortransportes
aus Frankreich. Ist da der Protest überhaupt noch sinnvoll? Selbst
Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident von Baden Württemberg
kann den Castorprotest nicht nachvollziehen.
Copyright: Paula Schramm |
Ziele
des Widerstandes
Zu
Beginn des bundesweiten, offenen Widerstandes gegen die
Atommülltransporte gab es mehrere Beweggründe. Einerseits waren die
Anwohner im Wendland wenig begeistert, dazu auserkoren zu sein, Deutschlands
Atomklo zu werden.
Sie wurden von Aktivisten aus ganz
Deutschland unterstützt. Ein Hauptkritikpunkt war damals, dass es
nicht angehen könne, erst seinen Müll nach Frankreich zu bringen
und dann dafür zu demonstrieren, dass die ihn behalten.
Darum ging
es aber nie. Es war immer auch das Ziel des Protestes, das "Kapital"
mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Das Ziel der Proteste war eben, die Transporte so teuer zu machen, dass sie undurchführbar
wurden. Hat ja auch ganz gut geklappt. Beim zweiten Transport
explodierten die Kosten auf 58 Mio. DM. Wochenlang waren die
Dienstposten der Polizei verweist, weil Überstunden abgefeiert
werden mussten.
Nicht
zuletzt dieser Effekt des Protestes führte dann zum rot-grünen
Ausstiegsbeschluss. Danach erregten die Atommülltransporte
wesentlich weniger Aufmerksamkeit.
Der
Widerstand heute
Das
änderte sich schlagartig, als der Ausstiegsbeschluss von der
schwarz-gelben Nachfolgeregierung mal eben kassiert wurde. Das
stellte die Anti-Atom-Bewegung auf eine völlig neue Basis. Das waren
plötzlich nicht mehr nur Anwohner, linke Spinner, Chaoten, Ökos und
andere „obskure Typen“. Das waren jetzt vor Allem Menschen,
die sich von der Politik mächtig verarscht fühlten. Und so
dramatisch der GAU in Fukushima auch ist, er kam für die deutsche
Anti-Atom-Bewegung zu einem passenden Zeitpunkt. Die Druckwelle der
Explosionen in Fukushima fegte nicht nur Stefan Mappus aus dem Amt,
sie veranlassten Angela Merkel zu einem Kurswechsel, von dem sich
ihre Parteifreunde immer noch nicht erholt haben. Und sie festigte
den Widerstand. Er ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Ist
der Widerstand noch sinnvoll?
Bis
zum Abschalten des letzten Kernkraftwerkes sind es noch mehr als ein
Jahrzehnt. So lange in Deutschland noch Kernkraftwerke am Netz sind,
so lange ist der Ausstieg noch nicht sicher.
Ein
weiteres Mal werden sich die Bürger dieses Landes auch hoffentlich
nicht noch einmal an der Nase herumführen lassen.
Mit
dem Ausstieg fangen die Probleme in Gorleben aber erst richtig an.
Das Problem der Endlagerung ist nach all den Jahren immer noch nicht
gelöst. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Problem auch nicht
zu lösen ist. Es gibt keinen Ort, der auf Jahrzehntausende sicher
ist.
Somit
kann es kein sicheres Endlager geben, zumindest nicht auf diesem
Planeten. Man kann natürlich das Zeug in die Sonne schießen, doch
dazu muss die Raumfahrt so sicher sein, dass uns dasZeug beim Start
nicht auf den Kopf fällt.
Solange
das Problem der Endlagerung nicht gelöst ist, geht vom Atommüll
eine latente Gefahr aus. So lange tun wir gut daran, diese Gefahr uns
immer wieder in Erinnerung zu rufen.
Die
Proteste gegen die Atommülltransporte sind also immer noch sinnvoll
und werden es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben. Insbesondere
jetzt, wo erstmals auch auf französischer Seite erste
Protestaktionen durchgeführt wurden.
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