Dienstag, 8. November 2011

Sandoz Chemieunfall jährt sich zum 25. Mal


Nie wieder blutroter Rhein

Quelle Spiegel Online (DPA)
Vor 25 Jahren, am 01. November 1986, ereignete sich einer der größten, von Menschenhand verursachten Chemieunfälle in der Geschichte Europas. Bei einem Großbrand auf dem Gelände des Basler Chemieunternehmen Sandoz liefen 20 Tonnen pestizidverseuchter Löschschaum in den Rhein. Er verursachte auf 400 Kilometer Länge eines der größten Fischsterben des Rheines. Fast die gesamte Aalpopulation ging zugrunde. In Erinnerung an diesen Unfall veranstalten die Bundesumweltministerium (BMU), Umweltbundesamt (UBA) und die United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) am 07. November 2011 einen internationalen Workshop zum Risikomanagement bei gefährlichen Anlagen.

Die Sandoz Katastrophe begann, als in einem Lagerhaus auf dem Gelände des Unternehmens 1350 Tonnen hochgiftige Chemikalien in Brand gerieten. Das eingesetzte, mit Chemikalien verseuchte Löschwasser lief ungehindert in den Rhein. So gelangten 20 Tonnen hochgiftige Pestizide in den Fluss und lösten auf 400 Kilometern Länge ein gewaltiges Fischsterben aus. Die Niederlande gewinnen einen Teil ihres Trinwassers aus dem Uferfiltrat des Rheines. Auf Grund der Verseuchung kam es hier zu Versorgungsengpässen.

Obwohl sich das Unglück direkt an der deutsch – schweizerischen grenze zutrug, konnten die deutschen Behörden lange Zeit nur zusehen. Es gab weder einen grenzüberschreitenden Informationsaustausch noch die Möglichkeit Amtshilfe zu leisten.

Aus dem Unfall wurden Lehren gezogen: Es wurden nationale und internationale Regelungen zum Risikomanagement getroffen. Wichtig sind vor allem die Störfallverordnung (StörfallV) sowie die Seveso-II-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft, die zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen dienen.

Während in europäischen und nordamerikanischen Flusseinzugsgebieten effiziente Regelungen zum Risikomanagement getroffen wurden, ging die Belastung der Gewässer durch Chemieunfälle drastisch zurück. Im Falle des Rheins sogar um 99 Prozent. In anderen Flusseinzugsgebieten der Flüsse im Verantwortungsgebiet der UNECE, die teilweise bis in die Gebiete der ehemaligen UdSSR und Asiens reichen, ist eine gegenläufige Entwicklung zu verzeichnen. Gleichzeitig sind zwischenstaatliche bzw. internationale Frühwarn-Systeme noch nicht oder nur in Ansätzen etabliert.

Ursachen dieser Entwicklungen sind unter Anderem mangelhafte Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren in den zuständigen Anrainerstaaten. In Europa und Nordamerika geht es vor allem darum, die erreichten Fortschritte zu sichern, so Flasbarth, Präsident des UBA. Hierzu müssen auch personelle Kapazitäten erhalten bleiben und sicherheitstechnische Standards auch in angrenzende Gesetzesbereiche ausgebaut werden. Regelmäßige Störfall-Übungen zwischen benachbarten Staaten sind zur Absicherung unentbehrlich.

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