Donnerstag, 1. Dezember 2011

Einer Krähe hackt der Anderen kein Auge aus

Kommentar zur Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft


Den Bericht zur Pressekonferenz findet ihr hier.

Dass die Achtziger Jahre wieder modern sind, hat sich ja rumgesprochen. Aber muss man es denn gleich übertreiben? Auf der Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft zu den Morden des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU)fühlte man sich in die guten alten Zeiten der RAF Terroristenjagd zurückversetzt. Da saßen im Vordergrund ein paar honorige ältere Herren, die beflissentlich bemüht waren, professionelle Betroffenheit zu zeigen. Um den Retrolook vollständig zu machen, wurden Waffen gezeigt und ein Fahndungsplakat präsentiert. Da fällt Einem unwillkürlich die Frage ein: Wo wollen sie das wohl aufhängen, es gibt ja keine Postämter mehr?



Die Pressekonferenz wurde eine knappe Stunde übertragen und im wesentlichen war man bemüht, nichts Neues zu sagen, und die Gefahren herunter zu spielen. Die Einzige Neuigkeit war, dass man nun die Bevölkerung um Mithilfe bittet, bei der Aufklärung von Morden, die schon Jahre zurück liegen.



Selbstverständlich konnte man zu einer Beteiligung des Verfassungsschutzes keine Angaben machen, da müsse man schließlich den VS selbst fragen.



Ob die Zschäpe irgendwann mal Mitarbeiterin des VS gewesen sei? Nein darüber liegen keine Erkenntnisse vor.



Die Ermittlungen in den Dönermorden seien mit einer Akribie geführt worden, die der Präsident des BKA, Zierke, in seiner beruflichen Laufbahn noch nicht gesehen habe. Oh je, dass lässt Schlimmes erahnen. Insbesondere die Aussage, dass die Phantombilder nach dem Bombenanschlag in Köln seien mit den Fahndungsfotos von den Bombenbauern von Jena abgeglichen worden. Dabei wurde keine Ähnlichkeit festgestellt, so Zierke, will ihm so recht niemand glauben.



Und sonst? Eine erhöhte Gefahr wurde verharmlost, gar ausgeschlossen. Die Erfahrungen mit der RAF lassen Anderes befürchten. Immerhin hat unser Staat nach Außen kund getan, dass es möglich ist, ca. 30 schwere Straftaten zu begehen und dabei 13 Jahre unbehelligt in Deutschland zu leben. Wenn das keine Einladung für Nachahmer ist.



Ach stimmt. Selbstverständlich wollte man die Opfer der Dönermorde nicht kriminalisieren, aber, da es keine Hinweise auf einen rechtsradikalen Hintergrund gab, wurden die Ermittlungen auf alle Bereiche ausgedehnt. Dabei kam nun leider heraus, dass einige Opfer vielleicht doch ein wenig kriminell hätten sein können. So wurden Rauschgiftanhaftungen in einem PKW gefunden, es gint um Streckmittel. Einer war gar mal Zeuge eines Totschlags, da wird doch der Verdacht erlaubt sein!



In Kurzform: Die Polizei hat keine Fehler gemacht, beim Verfassungsschutz, weiß man es nicht so genau, aber bitte, da ist ja alles so geheim. Und überhaupt, bei den begangenen Morden im Vorfeld einen Zusammenhang zu sehen, ist ja doch ein wenig viel verlangt. Im Nachhinein ist das ja ganz leicht.



Irgendwie fühle ich mich jetzt auch schon viel sicherer, ihr nicht?

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