Bundesarchiv, Bild 102-08570 CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de Waffenfunde 1929: Wie sich die Bilder doch gleichen. |
Eines
hatten alle Verfassungsschutzberichte der letzten 10 Jahre gemeinsam,
die Feststellung, es gäbe keine feststellbaren rechtsradikalen
Terrorstrukturen. So klar, wie falsch und doch nicht verwunderlich.
Betrachtet
man die jüngere deutsche Geschichte, so wird schnell Klar. Eine
wirkliche, sinnvolle Vergangenheitsbewältigung fand in Deutschland
nie statt. Nach dem zweiten Weltkrieg stellten die Westmächte fest,
die Idee, Deutschland in die Steinzeit zu bomben, war nicht so gut.
Immerhin man brauchte es, der Kommunismus drohte. Nachdem also die
die Obernazis abgeurteilt waren, ging man daran, Deutschland als
Verbündeten wieder aufzubauen.
Dazu
griff man auf althergebrachte Strukturen zurück. Flugs
entnazifizierte man die Schlüsselfiguren des alten Systems und
setzte sie wieder ein. Legislative, Exekutive und Judikative wurden
von den gleichen Personen wieder aufgebaut, die vorher im Naziregime
willfährig ihren Dienst versahen.
Die
Wiedereinsetzung dieser Personen geschah nicht aus freiem Willen,
sondern aus purer Notwendigkeit heraus. War doch die deutsche
Intelligenz entweder im KZ umgekommen oder dem System verbunden. Der
Grund warum aus braunen Massenmördern innerhalb kurzer Zeit
lupenreine Demokraten wurden, war nicht der Gesinnungswandel. Es lag
in der erstaunlichen Anpassungsfähigkeit dieser Personen.
Deutschland
entwickelte sich zum Musterschüler, die Wirtschaft florierte, die
Nazis traten nicht in Erscheinung, und wenn, war der Spuk schnell
vorbei. Dann kamen die 68er. Eine ganze Generation fragte ihre
Eltern, wie sie es mit dem Faschismus hielten. Das war natürlich
unangenehm. Aber auch damit kam man gut zu Rande. Den linken Terror
bekämpfte das System mit einer Vehemenz, wie eh und je. Und alles
war gut.
Da,
wie eingangs erwähnt, nicht kein kann, was nicht sein darf, wurde
der Rechtsradikalismus in der Öffentlichkeit geleugnet. Deutschland
hatte Jahrzehnte keine Probleme mit Rechtsradikalen, obwohl
Asylantenheime brannten, Dönerbudenbetreiber hingerichtet wurden und
ganze Gegenden als „ausländerfrei“ deklariert wurden.
Und
nun so was, die weiße Weste hat einen dicken braunen Fleck bekommen.
Nicht verwunderlich. In anderen europäischen Staaten sitzen die
Rechtsradikalen im Parlament, sie treten offen auf und haben eine
signifikante Anhängerschaft. Nur im geläuterten Deutschland soll
Alles anders sein? Wohl kaum!
In
aller Offenheit vernetzten sich die braunen Strukturen, ignoriert von
Staat und Behörden, unterstützt vom Verfassungsschutz. Die
Blindheit unseres Staates geht so weit, dass man zwar in den letzten
beiden Jahren 811 Mal Waffen in der Szene fand, sich aber weiter
nichts dabei gedacht hat. Immerhin, durchschnittlich mehr als einmal
täglich, wurden bei irgendeinem Nazi Waffen gefunden und keiner
dachte sich was dabei.
Derzeit
geht das Gerücht, selbst ein Mitglied der Mörderbande hätte als
V-Frau für den Verfassungsschutz gearbeitet. Das ist, bei aller
Zurückhaltung, eine Bankrotterklärung des Verfassungsschutzes.
Werden
wir uns endlich der Tatsache bewusst, dass es in Deutschland auch
nach dem Dritten Reich und nach der Entnazifizierung rechtsradikales
Gedankengut in der Mitte unserer Gesellschaft gibt. Das ist leider
normal und, an sich, nicht schlimm. Schlimm ist das Leugnen und die
fehlende Bereitschaft sich offen auseinander zu setzen. Schlimm ist
die Kapitulation des Staates vor sozialen Problemen, die erst den
Raum schaffen für braunes Gedankengut.
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